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Vorbild Peter Paul Rubens (1577-1640): Die Anbetung der Könige


Der flämische Maler Peter Paul Rubens schuf im 17. Jahrhundert  ein gewaltiges Werk barocker Gemälde. Aus Antwerpen, wo er seine Hauptwerkstatt hatte, wurden seine Kunstwerke nach ganz Europa verschickt.

Wie viele der Malerkollegen seiner Zeit sorgte Rubens auch für die druckgrafische Verbreitung seiner Werke.  Unter seiner Aufsicht arbeiteten bedeutende Kupferstecher, die aus den Vorlagen der Werke von Rubens eigenständige Kunstwerke schufen. Meisterhaft gelang es den Stechern und Druckern, im spröden Metier  der Schwarz-Weiß Umsetzung, die Tiefe. Plastizität und das Licht- und Farbenspiel der Gemäldevorlagen wiederzugeben.  So entstand Kunst aus Kunst. Die Schwarz-Weiß Grafiken verbreiteten sich in beträchtlicher Zahl und gaben in der europäischen Welt Zeugnis von der Malkunst des Meisters Rubens. Die Rubensgrafiken wurden so auch zum Vorbild für zeitgenössische malerische Werke schufen.

Das mit Mitteln des Förderkreis Stiftskammer restaurierte Gemälde aus dem Besitz der Gemeinde S. Bonifatius, das für kurze Zeit im Museum Stiftskammer in der Petrikapelle ausgestellt wird, ist dieser Vorbildtradition zuzuordnen.

Das Freckenhorster Gemälde ist ein „Weihnachtsbild“. Es zeigt die Anbetung des Christkindes durch die heiligen drei Könige. 

Das Bild bezieht sich deutlich auf einen Kupferstich, der auf 1620 datiert ist, von dem Kupferstecher Lucas Vorstermann (1595-1675) stammt und von Rubens herausgegeben wurde. Der Maler offenbart sich uns mit seinen Initialen GdL am unteren Bildrand. Er brachte die Kupferstichvorlage auf seiner Leinwand nicht nur in Farbe, sondern auch in ein Querformat. Zudem vergrößerte er die Kupferstichvorlage fast auf das Doppelte (Stich 60 cm x 45 cm/ Gemälde 96 cm x 67 cm).

Das Originalgemälde von Peter Paul Rubens, das die Grundlage dieser Darstellung bildet, befindet sich in der Sint Janskerk in Mechelen. Der Künstler unseres Gemäldes hat es wahrscheinlich nie gesehen. Er wählte für sein Gemälde eine zartere Farbtonpalette, die bei kunstgeschichtlicher Betrachtungsweise auf das 18. Jahrhundert als Entstehungszeit verweist.

Auch die barocke Dramatik der Komposition im Stich, in der Vorlage also, ist einer freundlicheren Gestaltung gewichen. Josef tritt neugierig an das Geschehen heran. Das personenreiche Gefolge der Könige, das sich im Stich ungläubig mit Fackeln von hinten herandrängt, ist in unserem Gemälde auf wenige Personen reduziert. Der Maler hat auch das Christkind aus der Enge der Herandrängenden in der Stichvorlage weiter von den Königen in einen Freiraum entfernt. Es streckt nun seinen Arm zu einem schönen Segensgestus aus. Das Licht ist auf das Gesamtgemälde verteilt und die Architekturdetails sind großzügig gegenüber der Vorlage verändert und dem breiteren Gemäldeformat angepasst.

Der Künstler, der das Freckenhorster Gemälde schuf, hat also keine Kopie des Kupferstiches oder des Originals von Rubens erstellt, sondern die „Anbetung der Könige“ im Geschmack seiner Zeit, des Rokoko, interpretiert.

Klaus Gruhn  

 

Vorbild Peter Paul Rubens (1577 1640) Die Anbetung der Könige1
Vorbild Peter Paul Rubens (1577 1640) Die Anbetung der Könige2